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Shaky Jokes »



PAD
 You're in
good company

Muhammad Ali †

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Einblicke eines Einsteigers

Der Morbus Parkinson rangiert auf jeder Tabu-Skala in etwa zwischen Fußpilz und eitriger Analfistel, was sicher nicht zuletzt am unappetitlichen Klischee vom zittrigen alten Mann mit vier steifen Gliedern liegt – womit hier gründlich aufgeräumt werden soll, schon des eigenen Renommees wegen. Selbstverständlich sind sämtliche Ein- & Auslassungen dabei aufgrund der recht unterschiedlichen Verläufe rein subjektiv.

Diverse Löcher im Käse

Die höhere Degenerationsrate der Zellen gehört zum Prozess des Alterns wie die halbjährliche Viagra-Pille. Bei 1% unserer Bevölkerung über 60 jedoch sterben vermehrt ganz spezielle Nervenzellen im Bereich des Mittelhirns ab, die unersetzlich sind für Produktion & Transfer des Botenstoffes Dopamin, mit dem Muskel-Bewegungen gesteuert werden – aber halt fehlerhaft bzw. gar nicht mehr, wenn der Nachschub ausbleibt.

Dafür treiben Parkinsonpatienten (wenn auch meist bloß zwangsläufig, doch immerhin) deutlich weniger vermeidbaren Raubbau mit Kopf & Körper, während die Prollfraktion frisst, säuft & raucht, rast, rumhurt und Unfug kundtut – im festen Glauben, der Spruch "bis der Arzt kommt" sei nicht sehr wohl schon mal wörtlich zu verstehen. Früher oder später.

Hirne

Lange Schritte auf leisen Sohlen

Schon viele Jahre vor der Diagnose verabschiedete sich nach & nach meine olfaktorische Wahrnehmung. Als Raucher war ich zwar ohnehin kaum in der Lage, Oettinger Bier von Spargel-Urin zu unterscheiden, heute präsentieren sich allerdings sogar Rollmops und Romadur vollkommen geruchsfrei. Zwar könnt man von A wie Achselschweiß bis Z wie Zehenkäs auf viel verzichten, aber bei 10.000 wahrnehmbaren Gerüchen – mit allen Sexuallockstoffen! – wächst sich das dann doch zu einem veritablen Handicap aus.

Ähnlich schleichend deuteten sich auch im Kehlkopf immer häufiger diverse Sensationen an (worauf ein gelernter Hypochonder jedes Mal spontan seine Hals-Nasen-Ohren-Tumoren rumoren hört): ständige Schluckbeschwerden, Räuspern im Fünfsekundentakt sowie eine belegte, leisere Stimme – und zu allem Übel kam der Spott, Letzteres sei ja für mein Umfeld eine Gnade. Seit jedoch in unregelmäßigen Abständen nicht mehr nur Kuchenbrösel, sondern halbe Knödel "im falschen Hals" landen, ist Schluss mit Lustig.



Symbole:
Parkinson's Disease & Awareness Day 11.04.

but take it
with the right hand
– don't break it!


Zwei heftigere Anzeichen

Die Zeiten, da man in wilderen Nächten aus dem Bett gefallen ist, sollten mit 72 Jahren ja eigentlich längst vorbei sein. Möchte man meinen ... Dabei tut man es jetzt sogar ziemlich regelmäßig (also das Fallen), weil einen der Dopaminmangel die sog. REM-Traumphase ungehemmt ausleben lässt – mit zwei Unterschieden:
1. Mein jetziges Bett hat aus orthopädischen Gründen eine gut doppelt so hohe Matratze wie jedes frühere.
2. Man fällt nicht mehr wie eine Katze, sondern eher wie ein Klavier. Und garantiert niemals auf die Füße.

Und dann fing das große Zittern an ...

... erst nur im kleinen Finger ... ab und zu – aber gib jetzt mal einem Polyp den kleinen Finger! Wer weiß noch, was der dann nimmt? Génau: Irgendwann also begann die ganze Hand, fast unmerklich zuerst, und immer nur die linke. "Ab da gab's kein Halten mehr" war jetzt wörtlich zu nehmen: Gläser, Tassen, alles! Und die Haltung: als hätt man ein Handtäschlein am Arm hängen, zu schwer für den aufrechten Gang ...



 It isn't the mountains
ahead to climb
that wear you out, it's the pebble in your shoe.

Muhammad Ali †


Kein Wunschkonzert

Wie's weitergeht, kann man grundsätzlich nie sagen. Sicher ist nur, dass die Krankheit bis heute unheilbar ist und die Symptome zunehmend massiver werden. Niemand bekommt alle, nicht alle sind vergleichbar schlimm, man muss halt mit dem zurechtkommen, was man kriegt, und das ist in keinem Fall einfach:

Erschöpfungssyndrom

Muskelstarre Sprechprobleme

Depressionen Schmerzen

Muskelzittern Angstzustände

Gang-Unsicherheiten usw.

Es gibt noch keine Möglichkeit einer Behandlung der Ursachen des Parkinson-Syndroms, weshalb nur eine Linderung der o.g. Symptome möglich ist. Dazu gibt es inzwischen sehr gut ansprechende Medikamente – deren Wirkung allerdings auch zeitlich begrenzt ist ...





Sitzkreis mit Strickliesl

Manche packen diese Dauerbehandlung mit Levodopa plus Physiotherapie, Logopädie & ggf. Psychotherapie seit über 30 Jahren – was mir die Zuversicht verleiht, mit 105 noch so kregel zu sein wie der Michael J. Fox (als 'Marty McFly' in 'Zurück in die Zukunft' I bis III).

Falls es aber doch eher drauf hinausläuft, zusammen mit anderen erdfernen Gestalten in von Mut & Mimik befreiter Reha-Runde immer wieder den untauglichen Versuch unternehmen zu müssen, einen Faden durch ein Scheunentor zu zittern, dann wird zumindest ein lang gehegter Jugendtraum wahr:

Kiffen auf Rezept!


Allein der Gedanke gebiert ein Schlussgedicht:

Ms. Park In-son zum Geleit

Miss Park ist meine Nebenfrau, ich kann sie gar nicht leiden,
sie ist so eine dumme Sau, drum lass ich mich jetzt scheiden.


PS Mein neuer Untermieter:  » KNOCHENMARKKREBS